„Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen.
Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern!
Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein.“
Ein Auszug aus dem Evangelium des 28. Sonntags im Jahreskreis des aktuellen Lesejahres C: „Die Heilung der zehn Aussätzigen“
Haben Sie die Unstimmigkeit in diesen Versen des Sonntagsevangeliums bemerkt?
Vielleicht nicht auf den ersten Blick oder vielleicht auch gar nicht.
Nun, worin liegt diese Unstimmigkeit? –
Die Reihenfolge stimmt nicht!
Ohne geheilt zu sein, schickt Jesus die Aussätzigen zu den Priestern, deren Aufgabe es war, die wiedererlangte Gesundheit festzustellen und infolgedessen die Aussonderung aus der Gemeinschaft, die mit der Krankheit einherging, wieder aufzuheben. Diese zehn Aussätzigen machen sich aber auf den Weg noch behaftet mit ihrer Krankheit.
Sie wussten doch selbst nur zu genau, dass sie sich von den Gesunden fernhalten mussten, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern und keinen Grund zu liefern für kultische Unreinheit.
Und dennoch, ohne jegliche Einwände, ohne jeglichen Protest machen sie sich auf den Weg zu den Priestern.
Sie machen sich auf den Weg und konnten doch nicht davon ausgehen, unterwegs gesund zu werden?
Und da, indem sie sich auf den Weg machen, geschieht Heilung.
Die Aussätzigen tragen also ihren Teil zur Heilung bei, indem sie auf Jesus vertrauen und daher losgehen und von sich aus den Graben zwischen ihnen und den Gesunden, zumal den Priestern, überwinden.
Gräben zwischen Menschen.
Wie viele solcher Gräben gibt es auch heute – zwischen arm und reich, zwischen vertraut und fremd, zwischen den Generationen, zwischen konservativ und liberal, zwischen politischen Ansichten und…und…und
Gräben spalten die Menschen jedes Mal.
Das Evangelium von der Heilung der zehn Aussätzigen empfiehlt uns: Geht aufeinander zu, wo Gräben sind.
Und dann geschieht Heilung.
Indem Mauern zum Einstürzen gebracht werden, Grenzen überwunden werden, geschieht Versöhnung und Heilung.
Wird befreites Leben möglich.